Wie kann ich mit Druck, Angst und Schmerz umgehen? (Teil1)

 

 

Gesellschaftliche Konditionierung

 

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der viel Druck erzeugt wird. Alles muss schnell gehen, alles soll funktionieren, und zwar sofort. Wir haben (Abgabe-)Termine und sollen in kürzester Zeit das Beste Ergebnis liefern. Fleiss ist eine Tugend und in unserer Gesellschaft hoch anerkannt.

Und wir haben ja auch wirklich meist viel zu tun – zum Beispiel Arbeit, Haushalt, Kinder, Erledigungen, Freizeitstress, Smartphone, Facebook, usw. Die Liste ließe sich beliebig lange fortsetzen.

Wir haben das „Müssen“ und das „Tun“ in vielen Fällen schon so aufgesaugt, dass wir auch in unserer Freizeit ständig meinen, noch etwas „Tun zu müssen“. Viele von uns haben es von Klein auf von ihrer Familie und der Gesellschaft mitbekommen, dass man sich anstrengen und etwas leisten muss, „von nichts kommt nichts“ oder „es soll etwas aus einem werden“.

Solche gesellschaftlichen Konditionierungen (Programmierungen) wirken von Klein auf in solcher Heftigkeit auf uns, dass wir sie tief in uns abspeichern und, oft unbewusst, nach ihnen leben. Unsere Verhaltensmuster und Glaubenssätze wirken tief in uns, und wir handeln nach ihnen so lange, bis wir sie erkennen und durchschauen – also uns dessen bewusst sind, was das für Überzeugungen sind, nach denen wir leben, und wodurch sie ausgelöst werden. Aber selbst wenn wir diese Muster erkennen, machen wohl die Meisten von uns die Erfahrung, dass diese Muster und die Gefühle, mit denen sie verbunden sind, immer wieder auftauchen. Wir leben schon so lange nach ihnen, dass es viel Geduld und viel liebevolles Hinfühlen braucht, um sie zu verändern.

 

Wie ich die momentane Zeit erlebe

 

Ich persönlich erlebe die letzten Tage als ziemlich anstrengend in punkto Druck. Ich habe das Gefühl, das wir alle die letzten Wochen und Monate immer häufiger und intensiver an unsere „Schwachstellen“, an unsere Muster, unsere Programmierung, unsere Glaubenssätze, (an das, womit wir Schwierigkeiten haben) etc herangeführt werden, damit wir sie uns anschauen und vor allem FÜHLEN können – um mit ihnen Frieden zu schließen und dadurch irgendwann in der Lage zu sein, sie los zu lassen. Loslassen ohne den vorherigen Prozess funktioniert meiner Erfahrung nach leider nicht, es geht nicht ohne das FÜHLEN. Und das Annehmen.

 

Mein Beispiel

 

Also, um Dir das mal an meinem Beispiel zu veranschaulichen – ich wirke von außen betrachtet oft nicht so, und mit anderen Menschen bin ich meist geduldig, aber wenn es um mich selbst geht, kann ich schnell mal „gnadenlos“ werden. In gewissem Sinne bin ich „der Macher“ - ich erstelle mir gedanklich Pläne und Ziele, und wehe dem, etwas (woran ich arbeite) ist nicht zu dem von mir geplanten Zeitpunkt fertig – oha, dann werde ich schnell mal ungeduldig, gestresst und missmutig! Seit einigen Monaten bin ich daran, mich selbständig zu machen, und merke mal wieder, dass man sich selbst und seine Muster überall mit hin nimmt: Habe ich keinen Vorgesetzten, der mir Stress macht, stresse ich mich eben selbst und mache mir Druck, der garnicht nötig wäre (Fällt der Äußere Druck weg, übernimmt der innere Druck). Irgendwann, wenn mir der Druck zu viel wird oder ich dann doch mal beginne, mein altes Muster anzuschauen, muss ich entweder lachen, weil es irgendwie lustig ist, dass mein altes Muster mich so gerne hat, dass es so oft an mir klebt;), oder ich „versteinere“ quasi von all dem schweren Druck und werde körperlich und geistig ziemlich unbeweglich.

 

Was kann helfen in einer solchen Situation?

 

Was mir in solch einer Situation gut tut, ist einfach, mir etwas Zeit zu nehmen, mich hinzusetzen und mit dem Druck zu atmen. Das hört sich vielleicht erst einmal komisch an, weil es so einfach ist. Aber für mich sind die einfachsten Dinge oft die wirkungsvollsten. Ich erlaube mir, den Druck wirklich körperlich zu fühlen und wahrzunehmen, wo dieses Gefühl im Körper sitzt. Ich sage innerlich „Ja“ zu diesem Gefühl und erkenne es an. Dort wo der Druck sitzt, ist meist die Energie gestaut, also nicht im Fluss. Diese Energie stelle ich mir als eine Art Klumpen vor, der nun von meinem Atem umschifft und später auch durchdrungen wird. Den Atem lasse ich einfach fließen, wie er kommt. Es kann etwas dauern, aber nach und nach wird der harte Klumpen nun immer weicher und weicher, und ich kann spüren, wie die Energie wieder ins Fließen kommt. Ich muss dafür gar nichts tun, ich lasse es einfach geschehen. Ich schaue dabei quasi (vor meinem geistigen Auge) in meinen Körper hinein, fühle und sehe meinen Atem also wie innerlich, wie er durch den Klumpen hindurch fließt. Ich lasse es zu. Ich erlaube mir, das Fließen zu spüren, und genieße es eine Weile. Ich gebe mir soviel Zeit, wie ich brauche.

 

Konzentriere Dich auf diesen Moment und lasse fließen

 

Du kannst diese Übung auch machen, wenn Du Angst oder Schmerz spürst. Gib Dir immer so viel Zeit, wie Du brauchst. Und arbeite nicht mit der Intention, dass danach der Klumpen weg sein soll, das funktioniert nicht;). Konzentriere Dich einfach auf Deinen Atem, sei voll da und lasse geschehen.

Du kannst Dir auch vorstellen, dass die Liebe, die Du bist, in diesen Klumpen (aus Druck, Angst, Schmerz, etc) hineinfließt und durch alle Deine Zellen, durch alles was Du bist, hindurchfließt und Dich durchströmt.

Mir selbst hilft dieses Bild sehr – ich habe das Gefühl, dass es mich wieder mit dem verbindet, was ich wirklich bin, mit meinem innersten Wesenskern – der Liebe und dem Leben.

 

Davon abgesehen

 

Von diesen Beiden Möglichkeiten oder Methoden, wie ich sie hier in Teil 1 und später in Teil 2 beschreibe, einmal abgesehen, halte ich es für sehr wichtig, dass wir uns - gerade beim Thema Druck - auch anschauen, was wir uns so alles "aufhalsen" im täglichen Leben. Wie sieht unser Leben aus? Welche Situationen erzeugen Druck bei mir? Welche äußeren Lebensumstände erzeugen Druck? Wieso will ich solche Umstände aufrecht erhalten? Was erlaube ich mir, zu ändern? usw. Ich finde, es lohnt sich unheimlich für uns, uns solche Fragen zu stellen. 

Zu diesem Thema wäre noch viel zu sagen - aber das muss ich dann wohl in einem anderen Blogartikel tun, denn es sprengt hier den Rahmen:).

 

Alles Liebe von

Susanne